Künstlerhaus, Erdgeschoß
4. September bis 18. Oktober 2015
Walter Weer
RAD-SKULPTUR
Vor der österreichischen Schule in Guatemala-City
1999
1998 bereiste ich mit meiner Frau Guatemala, ein Land, dessen landschaftliche Schönheit, Kultur und ganz besonders dessen Menschen uns außerordentlich begeisterte. Hier war die Maja-Kultur, verbrämt mit dem katholisch-jesuitischen Christentum, noch voll erlebbar. Leider war die politische Situation trotz Beruhigung der Guerillakämpfe alles andere als stabil. Als wir am Schluss unserer Reise in Guatemala-City einige Tage auf Einladung des österreichischen Botschafters Dr. Krumholz und seiner Frau in deren Residenz verbrachten, zeigte sich dies dramatisch. Während wir über Land nur mit Fahrer unterwegs waren, war jeder Schritt außerhalb der Botschaft nur mit Polizeischutz möglich. Kein Schritt vor die Türe ohne Bewachung mit gezückter Waffe. Die Vorsicht teilten auch die Verantwortlichen der österr. Schule, da Kidnapping an der Tagesordnung stand. „Die wichtigste österr. Schule der Welt“ war seit 1968 ein Vorzeigeprojekt mit den drei Unterrichtssprachen Deutsch, Englisch und Spanisch.
So lernten wir durch Dr. Krumholz und seine Frau auch den Direktor der Schule, Herrn Friedrich Baaz, kennen. Und in vielen verschiedenen Gesprächen reifte ziemlich schnell der Plan, die österreichische Schule durch ein größeres Objekt vor dem Schulgebäude im Zentrum eines kleinen Kreisverkehrs deutlich hervorzuheben. Schließlich wurde mein Plan, ein Radobjekt zu realisieren mit Begeisterung aufgenommen. Dir. Baaz hat gleich vorgeschlagen, unbedingt nicht rostendes Material zu verwenden, um „Beständiges“ zu zeigen und weil in Guatemala-City ohnehin alles dahin rostet.
Die Aufstellung vor Ort sollte zugleich ein Unterrichtsprojekt sein: mit den Schülern (ev. Lehrern) und Handwerkern der Stadt. Ich sollte (und wollte) Spanisch erlernen, um alle Arbeiten zu koordinieren. 1999 war das Jahr der Planungen und Logistiküberlegungen. Nach einem Kartonmodell wurde ein Radobjekt geboren, (als Idee eine Legierung, die auch im Schiffsbau Verwendung findet) mit ca. 2,5 m im Durchmesser. Das BM für Unterricht war kooperativ. Transport – sofern Material nicht vor Ort in Guatemala – sollte ev. durch die Fa. Sobolak vonstatten gehen. Das Projekt gewann in Guatemala und in Wien immer mehr an Profil.
So gingen die Gespräche 1998/99 dahin bis zunächst der Hurrikan Mitch und vielmehr die Sanktionen der EU gegen die schwarz/blaue Regierung in Österreich die Pläne schließlich zu Fall brachten. Auch der neue Botschafter Österreichs war an diesem Projekt nicht mehr interessiert.
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