Künstlerhaus, Erdgeschoß
4. September bis 18. Oktober 2015
Stella Bach
IMPROMPTUS – Lob des Müßiggangs
2013
„An sich ist Müßiggang durchaus nicht eine Wurzel allen Übels, sondern im Gegenteil ein geradezu göttliches Leben, solange man sich nicht langweilt.“ (Søren Kierkegaard)
Müßiggang ist das Aufsuchen der Muße, das entspannte und von Pflichten freie Ausleben, nicht die Erholung von besonderen Stresssituationen oder körperlichen Belastungen. Er geht z.B. mit geistigen Genüssen oder leichten vergnüglichen Tätigkeiten einher, kann jedoch auch das reine Nichtstun bedeuten.
In der Umgangssprache besitzt der Müßiggang – im Gegensatz zur Muße – eine negative Konnotation als Laster und wird in der Regel mit Faulheit in Verbindung gebracht. Faulheit oder Trägheit (Acedia) zählt in der christlichen Theologie zu den sieben Hauptlastern, den „Wurzeln“ von lässlichen Sünden oder Todsünden. Ausdruck dieser Einschätzung ist das Sprichwort „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. Einen literarischen Kontrapunkt zu diesem Sprichwort setzte 1935 Bertrand Russell mit seinem Essay „Lob des Müßiggangs“ (Originaltitel: „In Praise of Idleness“).
Eine Maschine, die nicht mehr innehalten kann – so beschreibt der Philosoph Byung-Chul Han („Die Müdigkeitsgesellschaft“) den Organismus vieler Berufstätiger. Aber: Die Gegenbewegung, die Rückeroberung der Zeit, gewinnt Terrain. Sowohl in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung – etwa durch den Zeitforscher Karlheinz Geißler („Enthetzt Euch!“) – als auch aus der Zivilgesellschaft heraus.
Das französische Wort „impromptu“ bezieht sich auf das lateinische in promptu esse „in Bereitschaft sein“, „zur Verfügung stehen“. Müßiggang ist die Voraussetzung für das Entstehen neuer Ideen. Zeit zu haben ist das neue Status Symbol. Die Umsetzung in das größere Format ist bisher aus Mangel an Muße nicht erfolgt.
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