IMPRESSUM
Künstlerhaus 2016

BRENNENDE_FRAGEN_STARTSEITE
Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen
UEBER: ANGEBOT


Künstlerhaus, Erdgeschoß

4. September bis 18. Oktober 2015


Ludwig Wüst
Anke Armandi
Portrait O. T.
2014


Der Filmemacher Ludwig Wüst und die bildende Künstlerin Anke Armandi planten ein gemeinsames Projekt, das Porträt einer rumänischen Prostituierten, deren Namen wir nicht nennen dürfen. Wir wollten sie in ihrem Arbeitsraum in Floridsdorf, Wien besuchen. Ludwig Wüst hatte vor, ähnlich wie in seinem Film „Pasolini Code 02112011“, der den Tatort des Mordes an dem italienischen Poeten und Filmemacher im Jahre 1975 im Fokus hatte und als Installation 2012 in der Kunsthalle Wien zu sehen war, ein filmisches Porträt der Sexarbeiterin zu schaffen, das nicht die Person bei ihrer Arbeit zeigt, sondern den genius loci des sexuellen Handels.


Dieser „Tatort“ sollte als Plansequenz filmisch vermessen werden. Unter Verwendung der Filmstills wollte Anke Armandi in einem großformatigen Aquarell diesen Raum malerisch verdichten, dabei Gegenständen Präsenz und Wichtigkeit geben, die die Sexarbeiterin als Profi, aber auch als private Person auszeichnen, wie z.B. die Dusche, das Fickbett, ihr Gesundheitszeugnis, Kondome, Peitsche, Dildo, Geld und Kleidung des Kunden und persönliche Gegenstände der Frau, z.B. das Foto ihres Kindes etc. Vor allem aber sollte der Film/das Bild die kalte und schmutzige Atmosphäre wiedergeben, in der die „Liebesdienerin“ arbeiten muss.


Beide Arbeiten, die filmische Plansequenz und das großformatige Aquarell, wären als gleichformatiges Diptychon gezeigt worden. Die Prostituierte, offiziell als Tänzerin angemeldet, gab uns nicht die Erlaubnis dazu. Sie gab keinen Grund an, sondern wiederholte nur in gebrochenem Englisch „I don't want, I don't want…“. Möglicherweise empfand sie ein solches künstlerisches Vorgehen als Eingriff in ihre Intimsphäre oder es war auch aus Angst vor ihrem Zuhälter. Aufgrund ihrer Ablehnung war an ein Gespräch mit dem Zuhälter bzw. dem Verwalter des Sexstudios nicht zu denken. Das Studio, in dem die Prostituierte viele Jahre gelebt und gearbeitet hat, ist seit Dezember 2014 geschlossen.

UEBER: ANGEBOT 60 - Robert Zahornicky UEBER: ANGEBOT 58 - Rainer Wölzl

59 von 61

BF_UA_G59_Ludwig_Wüst_Anke_Armandi UEBER: ICH UEBER: ANGEBOT UEBER: MACHT