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Künstlerhaus 2016

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UEBER: ANGEBOT


Künstlerhaus, Erdgeschoß

4. September bis 18. Oktober 2015


J. F. Sochurek
TICKING AWAY
2007  


Wer die Installation betritt, gerät dadurch zwischen das riesige Ziffernblatt einer alten Turmuhr und einen ebenso großen, kreisrunden Spiegel, in dem das Spiegelbild des Betrachters vor dem Hintergrund des gespiegelten Ziffernblatts zu sehen ist. Der Zeiger der Uhr ist nicht auf dem Ziffernblatt, sondern auf dem Spiegel montiert. Seine Bewegung wird durch einen Sensor beim Betreten der Installation ausgelöst. Ein vollständiger Umlauf dauert sechs Sekunden. Die Bilder des Ziffernblatts, des Betrachters und des Zeigers verbinden sich zu einer einzigen, real erscheinenden Uhr, in der die Zeit zugleich vorwärts und rückwärts zu laufen scheint, denn der Zeiger rotiert gegen den Uhrzeigersinn, zeigt aber auf dem spiegelverkehrten Ziffernblatt die zunehmende Stundenfolge.


Dadurch reflektiert der Kunstbetrachter/die Kunstbetrachterin in unaufdringlicher Weise die eigene Zeiterfahrung und begreift anschaulich, in welchem Ausmaß unser Leben in der „gestundeten“ Zeit, unser zielorientiertes, terminisiertes Leben, den Bezug zu kosmischen Rhythmen verloren hat und in den Sog eines beschleunigten und zunehmend virtuellen Alltags gerät. Ungeduld wird zur Grundeinstellung. Das Gefühl, noch immer nicht „angekommen“ zu sein, konterkariert unser Alltagsbewusstsein und verursacht die innere Gebrochenheit des modernen Individuums. Die Bruchlinie verläuft zwischen dem persönlichen Terminkalender und der Abfolge der Mondphasen, dem Auf und Ab von Ebbe und Flut, dem Wechsel von Tag und Nacht, dem Kommen und Gehen der Jahreszeiten, kurz, dem „Uhrwerk“ der Planeten, das trotz seiner Menschenferne die Bedingungen unseres persönlichen Zeiterlebens vorgibt.


Ich vermute, dass meine Überlegung nicht befürwortet, sondern einer ähnlichen Idee von Michael Kienzer der Vorzug gegeben wurde. Eine große, auf dem Boden liegende Spiegelglasscheibe mit einem rotierenden Zeiger war in der Ausstellung zu sehen.

UEBER: ANGEBOT 49 - Christiane Spatt UEBER: ANGEBOT 47 - Edda Seidl-Reiter

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