BRENNENDE FRAGEN
ZU SCHÖPFERISCHEM TUN
Von September 2015 bis Februar 2016 stand das Künstlerhaus ganz im Zeichen des Schwerpunktthemas BRENNENDE FRAGEN. Von einem Call unter den Künstlerhausmitgliedern ausgehend, erstellte Gastkuratorin Maria Christine Holter in enger Zusammenarbeit mit Ilse Chlan (Künstlerin und Vorsitzende des Programmausschusses) und Peter Zawrel (Geschäftsführung) ein abwechslungsreiches Programm von Ausstellungen und Veranstaltungen in welchen Fragen zum schöpferischen Tun im Allgemeinen, zu den Arbeitsbedingungen und Lebenswelten von Künstlerinnen und Künstlern im Besonderen aufgeworfen wurden.
Im Zuge dreier Großausstellungen im Obergeschoß – UEBER: ANGEBOT, UEBER: ICH und UEBER: MACHT – sowie korrespondierender Präsentationen in der Passagegalerie bzw. der Galerie des Künstlerhauses wurden 17 Projekte mit rund 130 KünstlerInnen, darunter auch vielen Nichtmitgliedern, auf 2000 m² Ausstellungsfläche realisiert. Das vier Abende umfassende diskursive Veranstaltungsformat FUNKENFLUG ermöglichte zahlreiche Begegnungen zwischen Kunstschaffenden, WissenschaftlerInnen, JournalistInnen und dem Publikum. Führungen und Artist-Talks rundeten das vielfältige Geschehen um BRENNENDE FRAGEN ab.
Arbeitswelten, Arbeitsverhältnisse, Lebensbedingungen von KünstlerInnen
Es waren die AvantgardekünstlerInnen der 1960er und 70er Jahre, die eine freiere, nicht an Arbeitgeber und feste Arbeitszeiten gebundene Arbeitsweise vorgelebt haben. Seitdem und besonders seit der Wende von 1989, hat sich die Arbeitswelt der Mehrheit der Menschen in Europa grundlegend verändert. Ein hohes Maß an Flexibilität und projektbasierter Arbeitsweise bestimmen die Arbeitsverhältnisse in unserer Zeit. Aus Mitarbeiterlnnen wurden UnternehmerInnen in eigener Sache, Ich-AGs, die sich selbst vermarkten. Größere Freiheit und Selbstbestimmung im Beruf haben zu weniger Sicherheit geführt. Einpersonenunternehmerlnnen arbeiten von Projekt zu Projekt ohne soziale Absicherung. Die meisten jüngeren Leute stehen heute in prekären Arbeitsverhältnissen. Das hat Konsequenzen für das gesamte gesellschaftliche System. Zunehmend bewirkt die größere Freiheit eine strengere Selbstdisziplinierung, Selbstoptimierung, und damit wieder eine Einschränkung in einer früher nicht bekannten Form. Prekariat als Lebensform? Wie leben KünstlerInnen wirklich? Und warum leben sie so? Soll Arbeit, die jemand gern macht, bezahlt werden? Kunst: Lebensmittel oder Luxus? Und was hat die Gesellschaft davon? Gute Kunst – Schlechte Kunst – Welche Kunst? Überlassen wir die Definitionsmacht, was gute Kunst ist, allein dem Markt?
Programmverantwortliche:
Ilse Chlan, Maria Christine Holter